Am 08. Dezember 2018 erlebt der kleine, aber feine Kiawah Island Marathon seine bereits 41. Auflage. Lohnt es sich dort zu starten?
Die Antwortet lautet wie so oft im Leben: Es kommt darauf an.
Kiawah Island Marathon – der große unbekannte
Zum Marathon im Dezember über den großen Teich. Nein, nicht nach New York, Honolulu oder Chicago. Das Ziel heißt Kiawah Island.
Nie davon gehört?
Ich glaube, da bist du nicht allein. Der Kiawah Island Marathon wäre sicherlich ein ganz heißer Kandidat für den Marathon-Oskar in der Kategorie:
„Schönste Laufveranstaltungen von denen niemand weiß, dass es sie überhaupt gibt“.
Ich bin den Kiawah Island Marathon bereits 2005 gelaufen. Ein paar Sätze weiter unten findest du meinen Laufbericht. Vielleicht kann dir meine Geschichte rund um den Kiawah Island Marathon ein bisschen weiterhelfen:
- Bei deiner Marathonplanung für 2018.
- Oder aber als Quelle deiner Inspiration und Motivation.
In guter Erinnerung sind mir beim Kiawah Island Marathon neben der sehr guten Organisation auch die zahlreichen, außerordentlich freundlichen freiwilligen Helfer geblieben.
Vor allem aber die sagenhafte Pasta-Party am Vorabend war großes Kino. Das reichhaltige Buffet mit leckerer lokaler Lowcountry Cuisine wollte einfach kein Ende nehmen! Zumal zum Essen auch noch Livebands spielten.
Wo liegt Kiawah Island?
Kiawah Island ist eine der nordamerikanischen Atlantikküste vorgelagerte Insel im US-Bundesstaat South Carolina. Sie liegt so ungefähr auf der Hälfte zwischen New York und Miami. Die nächste Stadt ist das circa 40 km entfernte Charleston.
Die Insel gehört privaten Investoren und wird seit Jahrzehnten als luxuriöses Strand-, Tennis- und Golfresort genutzt.
Für Ausflügler, die an den fast immer menschenleeren Strände Kiawahs entspannen möchten, endet der Besuch der Insel in der Regel noch bevor er begonnen hat. Nämlich an der Eingangsschranke.
Mit die einzige Möglichkeit sich auf Kiawah umzuschauen ist die Teilnahme am Kiawah Island Marathon.
Der Kiawah Island Marathon ist flach
Der Kiawah Island Marathon im Dezember 2005 war mein insgesamt fünfter Marathonlauf und mein erster außerhalb Deutschlands.
Bei der Anmeldung zum Kiawah Island Marathon freute ich mich noch auf eine landschaftlich schöne Strecke.
Und aufgrund des flachen Streckenprofils rechnete ich gleichzeitig mit einem für meine Verhältnisse schnellen Rennen.
Später auf der Strecke sollte mir dann dämmern. Selbst auf diesem relativ kleinen Eiland ist ein Marathon natürlich 42 Kilometer lang. Zahlreiche Streckenabschnitte werden auf Kiawah doppelt durchlaufen und hinter jeder Kurve sieht es gleich aus.
Meine Motivation leidet. Sinkt quasi in den Keller. Vielleicht sollte ich das nächste Mal nur für den Halbmarathon melden. Von den insgesamt 3.500 zugelassenen Startern haben das in diesem Jahr schon zwei Drittel der Teilnehmer gemacht.
Im Feld der Marathonläufer höre ich viele Stimmen, die die flache, schnelle Strecke für eine persönliche Bestzeit nutzen wollen. Viele wollen sich sogar noch für Boston, der Mutter aller Marathons, qualifizieren.
Für mich ist das utopisch. Ich glaube, meine Qualifikationszeit für Boston liegt unter 3:10 Std. Außerdem fühle ich noch den Jetlag in meinen Knochen. Mit einer Zeit von unter 3:15 Std. wäre ich schon sehr zufrieden.
Unterwegs zwischen Villen und Golfplätzen
Den Kiawah Island Marathon kann man nicht wirklich mit einem der europäischen Cityläufe vergleichen. Subtropische Flora und Fauna inklusive der allgegenwärtigen Alligatoren prägen die Landschaft der Insel. Der Name Kiawah läßt sich auf einen Indianerstamm zurückführen. Seit Jahren verschwunden sind die einst die Insel prägenden Indigo- und Baumwollplantagen.
Bodenspekulationen ließen protzige Landhäuser und atemberaubende Golfplätze an ihrer Stelle entstehen. Flankiert wird diese Szenerie von einem 30 km langen, auch in der Hochsaison fast menschenleerem Sandstrand. Und selbst jetzt im Dezember lädt das Meer wegen des Golfstroms zum Baden ein.
Meilen statt Kilometer
Doch nun zum Lauf: Um 8:00 Uhr soll es losgehen. So steht es in der Ausschreibung. Der Startbereich ist bereits gegen 7:30 Uhr gut gefüllt. Immerhin sind 1.200 Marathon- und 2.300 Halbmarathonläufer gemeldet.
Der Kiawah Island Marathon gehört seit Jahren zu den am schnellsten ausverkauften Läufen in den USA. 2005 wird er zum bereits 28.Mal stattfinden. Es gibt keine nach Meldezeiten sortierten Blöcke, so dass sich die Startaufstellung auf freiwilliger Basis bildet. Helfer halten Schilder mit Zahlen hoch. Sechs, Sieben, Acht, Neun und Zehn lese ich.
Es gilt umzudenken. Nicht die Minuten je km, sondern die Minuten je Meile sind gemeint. Die Strecke ist natürlich auch mit Meilenangaben ausgeschildert. Im Vorfeld finde ich die Meilenumrechnerei ziemlich verwirrend.
Fast bin ich versucht, mir eine Zahlenkolonne mit meinen geplanten Zwischenzeiten auf den Arm zu pinseln. Für die Zeit nach der anfänglichen Euphorie. Wenn die Leichtigkeit des Laufens einer gewissen Schwere gewichen ist.
Doch später im Rennen empfinde ich es als einen großen mentalen Vorteil nur bis 26 zählen zu müssen!
Im Startbereich treffen immer noch Läufer/innen ein, holen ihre Startunterlagen, geben ihre Kleidersäcke ab und reihen sich in die langen Schlangen vor den zahlreichen Dixieklos ein. Es ist frisch an diesem Samstagmorgen auf Kiawah. So um die 4° C.
Fünf vor acht lege ich mein wärmendes Fleece auf den Rasen neben die Absperrung. Vier Stunden später werde ich es genau an dieser Stelle wieder finden.
Es schlägt 8 Uhr. Was kommt, ist dann allerdings nicht der Startschuß, sondern eine Durchsage, dass wir noch weitere 15 Minuten warten müssen. Später erfahren wir, dass aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens nicht alle Teilnehmer rechtzeitig auf die Insel zum Start kommen konnten.
Nettozeitmessung
Immerhin können die zu spät gekommenen Läufer davon profitieren, dass inzwischen auch in Kiawah die Nettolaufzeit gemessen wird. Zum Einsatz kommt der bewährte Championchip. Allerdings liegen Matten nur bei Start und Ziel, so dass es keine Zwischenzeiten und auch keine damit verbundene Kontrollen gibt.
Zwei Runden statt einer großen
Die Marathonstrecke auf Kiawah Island ist in zwei fast identische Runden aufgeteilt. Psychologisch nicht ganz einfach, zumal sich anfangs der zweiten Runde das Feld wegen des Zieleinlaufs der Halbmarathonläufer stark ausdünnt. Für manchen Marathoni kommt mit Sicherheit erschwerend hinzu, dass außer an den Verpflegungsstationen kaum Zuschauer an der Strecke stehen.
Mein Kiawah Island Marathon
Nach Halbzeit des Rennens werde ich von Meile zu Meile immer langsamer. Und aus Trinkpausen werden lange Gehpausen.
Inzwischen ist die Sonne herausgekommen, und die Temperaturen steigen auf 23° C. Mittlerweile fällt mir jeder Schritt schwer. Überall kneift und zwickt es. In meinem Kopf herrscht gähnende Leere.
Die Strecke ist wirklich öde. Alles sieht gleich aus. Keinerlei Abwechselung. Trotzdem laufe ich weiter. Solange ich atme, werde ich nämlich das Ziel erreichen. Außerdem gibt keine Alternativen, denn auf Kiawah fahren keine Taxis.
Und übernachten möchte ich hier draussen auch nicht. Den Alligator bei Meile 18 konnte ich nämlich schon noch erkennen.
Allerdings kann ich mir reichlich Zeit lassen. Das Ziel beim Kiawah Island Marathon wird erst nach acht Stunden geschlossen.
Endlich, nach gefühlten 5 Std. erreiche ich völlig ausgelaugt die Zielgerade. Endlich wieder Lärm! Menschen jubeln dir zu und feuern dich an. Fürs Foto noch einmal gequält grinsen. Zwei, drei Schritte noch. Dann kommt das Ziel. Die Matten. Geschafft. Gott sei Dank!
Meine Uhr bleibt nach gut 3:37 Std. stehen. Jemand gibt mir einen Wärmeumhang und ein weiterer netter Helfer bietet mir an meine Schuhe zu öffnen. Der Dritte schließlich hat den wichtigsten Hinweis: Zum Buffet geht es links herum. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen!
Die aufgetischte Südstaatenküche schmeckt hervorragend. Danach setzt eine rasche Erholung ein, so dass am nächsten Morgen alle Strapazen wieder vergessen sind. Fast!
Was bleibt ist die Erinnerung an einen tollen Marathon. Und an eine stimmungsvolle, sonnige Adventszeit in South Carolina.
Mein Kiawah Island Marathon 2005
Marathon 3:37:21 Std. – 8:18 Min. je Meile
Gesamt 200.von 1.022 – 19,5 %
M40 40.von 112 – 38 %
Danke, dass Du meinen Artikel bis zum Ende gelesen hast.
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